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Pressebericht vom 17.05.2010

Nach Tierquälerei: Veterinäramt in der Kritik
Von Adrian Hoffmann

Sinsheim - Die Wut vieler Menschen richtet sich nun auch gegen die Behörden. Im Veterinäramt des Rhein-Neckar-Kreises wusste man bereits 2008 von der Verwahrlosung des Hundes Joshi. Allerdings, sagt Berno Müller, Pressesprecher des zuständigen Landratsamts, seien die damals getroffenen Auflagen allesamt vom Halter erfüllt worden. Der Mann sei damals außerdem persönlich beim Veterinäramt vorstellig geworden, um den zwischenzeitlich geschorenen Hund vorzuzeigen. Damals sei es auch um mehrere Katzen gegangen, die von der Familie in Zuzenhausen gehalten wurden, so Müller weiter. Man sei informiert worden, „dass manches im Argen liegt“.
Die entscheidende Frage ist: Muss das Amt auch nach erfüllten Auflagen von sich aus Nachkontrollen anstrengen oder nicht? Für das Veterinäramt sei die Sache damals abgeschlossen gewesen, sagt Berno Müller. „Wenn es keine neuen Verdachtsmomente gibt, rennt man ja nicht rum“, nimmt er die Behörde in Schutz. Es sei fast nicht möglich, auch noch Nachkontrollen zu machen. Man sei in solchen Fällen auch auf weitere − erneute − Hinweise von Anwohnern angewiesen, sonst bekomme das Veterinäramt derlei Vernachlässigung von Haustieren nicht mit. Müller: „Vom Himmel fällt das bei uns natürlich nicht.“

Missbrauch melden
Petra Zipp, stellvertretende Bundesvorsitzende vom Bund gegen Missbrauch der Tiere, rät Anwohnern in solchen Fällen, die Vernachlässigung von Haustieren erneut bei der Behörde zu melden. Für sie ist es unverständlich, wieso dies in Zuzenhausen nicht geschah.
Unabhängig davon aber sollten Veterinärämter ein Wiedervorlagesystem haben, sagt Petra Zipp. Aus ihrer Sicht wäre es „eine normale Vorgehensweise“, wenn das Amt bei eklatanten Vernachlässigungen von Haustieren von sich aus erneut aktiv würde − auch nach bereits erfüllten Auflagen. „Ich weiß natürlich um die Arbeitsbelastung der Amtstierärzte und die Behördenüberlastung“, sagt sie.

Tierhalteverbot
Ein Tierhalteverbot für den Halter aus Zuzenhausen wird nach Informationen der Heilbronner Stimme derzeit in die Wege geleitet. Das würde dann auch bedeuten, dass der Familie die Katzen, die sie offenbar noch heute in großer Zahl hält, abgenommen werden würden.
Die Planungen einer Mahnwache, die Tierfreunde im Internet angeregt haben, gehen indes voran. Im Netzwerk Wer-Kennt-Wen ist in einer inzwischen mehr als 20.000 Mitglieder großen Gruppe zum Thema Joshi der Termin auf Samstag, 5. Juni, festgelegt worden. Voraussichtlich soll das Treffen in Zuzenhausen selbst stattfinden − eine Genehmigung der Stadt Sinsheim steht allerdings noch aus.

Skepsis
Im Ort selbst reagiert manch einer mit Skepsis auf dieses Vorhaben. Da bereits im Internet vieles von Selbstjustiz zu lesen gewesen sei, sagt ein Anwohner, habe er die Befürchtung, dass zwischen den friedlichen Besuchern auch „ein paar Spinner“ sein könnten − die nicht anderes im Sinn hätten, als den Halter des Hundes aufzusuchen. Es sei außerdem befremdlich, wie schnell im Internet Mutmaßungen angestellt würden. Im Ort gebe es einen weiteren Halter eines Pulis (ungarischer Hütehund), und dieser sei anfangs von vielen völlig zu Unrecht der Tierquälerei verdächtigt worden.
Natürlich sei die Öffentlichkeit „zurecht bestürzt, dass man ein Tier so zu Grunde richtet“, sagt Zuzenhausens Bürgermeister Dieter Steinbrenner. Es sei wirklich fürchterlich. „Jeder Mensch, der ein bisschen Gefühl hat, dem bleibt ja das Herz fast stehen“, sagt Steinbrenner angesichts der Bilder, die von dem Hund nach seinem Auffinden auf der Straße gemacht wurden. Für Aufforderungen zu Selbstjustiz hat er allerdings kein Verständnis. „Wir leben in einem Rechtsstaat.“
Eine Beschlagnahmung der Tiere wäre nach Einschätzung des Landratsamts eine denkbare Konsequenz gewesen, wenn der Halter die Auflagen nicht erfüllt hätte.

Aufmerksame Anwohner
Wie die Rhein-Neckar-Zeitung vergangene Woche berichtete, waren es aufmerksame Anwohner, die bereits im August 2008 das Ordnungsamt Zuzenhausen über verwahrlosende Haustiere informiert hatten. „Wir haben das entsprechend weitergegeben“, sagt dazu Ordnungsamtsleiter Rainer Ohlheiser.
Die Wut gegen die Behörden, der viele Tierfreunde im Internet nun freien Lauf lassen, hat Landratsamt-Sprecher Berno Müller zur Kenntnis genommen. „Es ist eine gewisse Betroffenheit, die sich da jetzt ihre Bahn bricht.“ Das müsse man eben hinnehmen. Der Ablauf des Geschehens aus Sicht des Amtes interessiere viele leider nicht.

Quelle: www.stimme.de

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